Motivation

Für die Metropolregion München wird in den kommenden Jahrzehnten ein weiterer deutlicher Bevölkerungszuwachs erwartet. Die Verkehrsinfrastruktur der Region gerät schon heute regelmäßig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Nach ersten Überlegungen würde eine Ringbahn für den Schienenpersonennahverkehr auf dem Münchner Stadtgebiet zahlreichen Herausforderungen begegnen. Die Ringbahn wäre eine schnelle, leistungsfähige und attraktive Alternative zum Straßenverkehr. Die Ringbahn würde das Kernstück für eine schnelle Flughafenanbindung darstellen, deren Nutzen von überregionaler Bedeutung wäre.

Die Inhalte basieren auf einer Konzeptstudie von Simon Herzog und Dennis Atabay im Auftrag von Prof. Dr. Michael Piazolo, Mitglied des Bayerischen Landtages.

Wie sieht das Konzept für eine Ringbahn aus?

Die Ringbahn für den S-Bahn-Verkehr schafft tangentiale Verbindungen und nutzt soweit wie möglich vorhandene Trassen. An allen Stationen der Ringbahn bestehen Umsteigemöglichkeiten zu heutigen Linien der S-Bahn, U-Bahn und Tram. Zudem erschließt die Ringbahn wichtige neue Entwicklungsgebiete für den Wohnungsbau in München.

Was spricht für eine Ringbahn in München?

Die Netze von S-Bahn, U-Bahn und Tram führen sternförmig ins Zentrum. Für viele Verbindungen sind Umwege durch das Zentrum nötig. Das führt zu langen Fahrzeiten und Überfüllung von Zügen und Stationen im Zentrum. Daher nehmen viele Münchner lieber gleich das Auto, was die Lage auf den Straßen noch weiter verschlimmert.

Wie viel schneller wäre man in München unterwegs?

Besonders auf Tangentialverbindungen wäre man viel schneller unterwegs als heute. Von Neuhausen-Nymphenburg zum Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) von BMW wäre man auf der Ringbahn in weniger als 10 Minuten am Ziel – heute sind es ca. 30 Minuten. In ähnlicher Weise reduziert sich die Fahrzeit von Johanneskirchen zu BMW. Durch die Ringbahn könnten die geplanten Wohngebiete (grau) sehr gut erschlossen werden, z.B. am Olympiapark, am Nockherberg und im Münchner Osten.

 

Wie viel schneller wäre man am Flughafen?

Mit einer zusätzlichen Strecke entlang der Autobahn A92 wäre man vom Hauptbahnhof in etwa 20 Minuten am Flughafen. Vom Bahnhof Olympiakreuz am Nordrand des Olympiageländes wären es sogar nur etwa 11 Minuten.

Hat auch das Münchner Umland etwas von einer Ringbahn?

Die Strecke zum Flughafen in enger Bündelung zur Autobahn A92 wäre auch für Regionalzüge nach Freising ein großer Vorteil. Von dort wäre man mindestens 20 Minuten schneller bei wichtigen Arbeitgebern im Münchner Norden wie BMW. Zudem wäre die Strecke der S1 durch Neufahrn, Ober- und Unterschleißheim vom Regional- und Güterverkehr entlastet. Dies würde weniger Lärm für die Anwohner bedeuten sowie einen engeren Takt der S1 erlauben.

Was bringt die Ringbahn für den Straßenverkehr?

Die Ringbahn schafft mit direkten Verbindungen und kurzen Fahrzeiten eine attraktive Alternative zum Auto. Gleichzeitig hätte sie schon bei einem 10-Minuten-Takt die gleiche Kapazität wie der Mittlere Ring mit zwei Spuren. Die Ringbahn könnte damit den besonders stauanfälligen Mittleren Ring spürbar entlasten.

Was müsste für eine Ringbahn gebaut werden?

Sie entsteht durch einen Ausbau des Münchner Nordrings mit Umsteigemöglichkeiten zur U2, Tram 23 und U6. Im Abschnitt zwischen Johanneskirchen und Ostbahnhof nutzt sie die Trasse der S8. Nach Ausbau des Südrings und Errichtung der neuen S-Bahn-Stationen Kolumbusplatz (Umsteigemöglichkeit zur U1, U2) und Poccistraße (U3, U6) führt sie weiter zum Heimeranplatz (U4, U5) und von dort wieder zum Nordring. Für die neue Flughafenanbindung, die gleichzeitig dem Verkehr nach Freising und Landshut hilft, wäre eine neue Strecke entlang der Autobahn A92 nötig.

Welche Züge fahren auf der Ringbahn?

Hauptsächlich S-Bahnen würden die Ringbahn befahren. S-Bahnen bieten wesentlich mehr Fahrgästen Platz als U-Bahnen oder Straßenbahnen. Da S-Bahnen die gleiche Stromversorgung haben wie Fern- und Regionalzüge, kann die Ringbahn abschnittsweise auch von Regional- und Fernzügen sowie heutige S-Bahn-Linien befahren werden. Die Ringbahn wäre auch Teil der neuen Flughafenanbindung für ICEs und für Regionalzüge nach Freising und Landshut.

Was spricht für einen Ringschluss entlang der S1 westlich vom Schlosspark Nymphenburg?

Würde die Ringbahn ab Laim dem Verlauf der S1 folgen, wäre kein Tunnel im Korridor der Landshuter Allee nötig. Durch diesen Streckenverlauf entlang des Schlossparkes Nymphenburg werden allerdings vergleichsweise wenige Menschen erreicht, da dort die Bevölkerungsdichte niedrig ist. Zudem wären die Fahrzeiten länger, da der Ring einen größeren Umfang hätte. Lange Fahrzeiten wiederum bringen der Ringbahn nur wenige Fahrgäste. Auch für einen Ringschluss entlang der S1 wäre voraussichtlich ein Tunnel nötig, nämlich zur Querung des Gleisfeldes vom Heimeranplatz zum Hirschgarten.

Was spricht für einen Ringschluss entlang der Landshuter Allee?

Der Ringschluss auf direktem Weg zwischen Heimeranplatz und Landshuter Allee wäre bautechnisch relativ aufwendig. Dafür ermöglicht er aber kurze Fahrzeiten auf der Ringbahn und zum Flughafen. Da diese Strecke durch dicht bebaute Gebiete führt, würden viele Münchner in nächster Nähe zu den Stationen wohnen und arbeiten. Auch das geplante Neubaugebiet am Olympiapark (grau) läge im Einzugsbereich einer Station an der Ringbahn.

Download der Konzeptstudie

S. Herzog, D. Atabay (2016) Perspektiven für die Schienenverkehr im Großraum München

Im Dokument finden Sie Hintergründe, Berechnungen und Quellen.